Inanspruchnahme von BGF-Maßnahmen

Wie steigere ich die Inanspruchnahme von BGF-Maßnahmen im Unternehmen?

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist in den meisten Unternehmen bereits ein fest etablierter Begriff. Als Teil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements verfolgt die Betriebliche Gesundheitsförderung das Ziel, durch die Einführung bedarfsgerechter Maßnahmen „Krankheiten am Arbeitsplatz vorzubeugen (…), Gesundheitspotenziale zu stärken und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu verbessern“ (BKK Dachverband e.V., 2007). Die Durchführung und Etablierung von Maßnahmen sind dabei in den letzten Jahren in deutschen Unternehmen deutlich gestiegen. Auch die Ausgaben der Krankenkassen für BGF-Angebote sind von 2000 bis 2012 fast um das 3-fache auf 46,12 Millionen Euro angestiegen (Reusch et al., 2014). Doch was bringen all die Maßnahmen, wenn sie von den Mitarbeitenden nicht in Anspruch genommen werden?

Diese Frage stellen sich viele Arbeitgeber, dessen eingeführte BGF-Maßnahmen kaum oder nur von einem Teil der Belegschaft genutzt werden. In der BAuA-Erwerbstätigenbefragung von 2018 berichteten 47% der insgesamt 20.012 Befragten, dass in den letzten 2 Jahren BGF-Maßnahmen in ihrem Unternehmen durchgeführt worden sind, wobei nur 25% der Befragten angaben, diese Angebote auch genutzt zu haben (Hollederer, 2021).

Designed by Freepik

Wie also schaffe ich es nun, die Teilnahmequote an BGF-Maßnahmen zu erhöhen? Dazu ist es zunächst wichtig die Frage zu klären, woran es liegt, dass die Mitarbeitenden die Maßnahmen nicht annehmen. Betrachtet man hierzu verschiedenste Mitarbeiterbefragungen von Unternehmen wird schnell deutlich, dass ein Hindernis für die Inanspruchnahme von BGF-Maßnahmen ein nicht zielgruppengerechtes Maßnahmenangebot darstellt. Für Mitarbeitende im Altersdurchschnitt >60 wird das HIIT-Workout vermutlich nicht das passende Angebot darstellen und somit zu einer geringeren Teilnahmequote führen. Dieses Bild spiegelt sich nicht nur in der Altersstruktur von Erwerbstätigen wider, sondern umfasst diverse Aspekte, wie z.B. das Geschlecht, den Gesundheitszustand oder das Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeitenden, die bei der Entwicklung des Maßnahmenangebots berücksichtigt werden sollten (Ludwig et al., 2020). Neben dem zielgruppenspezifischen Maßnahmenangebot hängt die Inanspruchnahme von BGF-Maßnahmen zusätzlich von der Art der Unternehmenskommunikation ab. Was nutzt ein bedarfsgerechtes Angebot, wenn die Mitarbeitenden nicht darauf aufmerksam werden? Die Unternehmenskommunikation zur Steigerung der Inanspruchnahme kann beispielsweise mithilfe des sozialen Marketings, das darauf abspielt, das Verhalten der Mitarbeitenden durch Marketingtechniken zu ändern, beeinflusst werden, aber auch durch die persönliche Ansprache von Mitarbeitenden. Außerdem ist zu beachten, dass Führungskräfte (oftmals auch unterbewusst) eine gewisse Vorbildfunktion für Mitarbeitende einnehmen, weshalb auch die Führungskräfte selbst als Vorreiter bei der Teilnahme an BGF-Maßnahmen dienen sollten.

„Wenn wir die Gründe für das Verhalten der anderen verstehen könnten, würde plötzlich alles einen Sinn ergeben.“

Sigmund Freud

Nicht zu vernachlässigen ist bei dieser Thematik selbstverständlich auch das Verhalten der Mitarbeitenden selbst. Da der Mensch als Homo oeconomicus ja bekanntlich ein „Nutzenmaximierer“ ist, sollte sich der Arbeitgeber die Frage stellen, welche Intention die Mitarbeitenden zur Inanspruchnahme von Maßnahmen verfolgen könnten. Dabei spielt die Wahrnehmung der Wirksamkeit eine entscheidende Rolle. Haben die Mitarbeitenden das Gefühl, dass die Maßnahme keine positive Wirkung hat, so nehmen sie gar nicht erst daran teil. Daher ist es von großer Bedeutung, dass die Outcomes der Maßnahmen evidenzbasiert evaluiert werden und zusammen mit den positiven Erfahrungen anderer Mitarbeitenden berichtet werden. Zusätzlich lässt sich die Intention von Mitarbeitenden, an BGF-Maßnahmen teilzunehmen, mithilfe von Gratifikationen durch beispielsweise Boni oder Maßnahmen während der Arbeitszeit steigern.

Denkanstöße zur Steigerung der Inanspruchnahme von BGF-Maßnahmen

  • Stimmen die strukturellen Voraussetzungen, sodass alle meine Mitarbeitenden die Möglichkeit haben, an den BGF-Maßnahmen teilzunehmen?
  • Über welche Kommunikationskanäle und wie häufig werden meine BGF-Maßnahmen kommuniziert?
  • Welche Intentionen verfolgen meine Mitarbeitenden und welche Anreize kann ich zur Teilnahme an BGF-Maßnahmen schaffen?

Wenn Sie wissen möchten, wie die Inanspruchnahme von BGF-Maßnahmen speziell in Ihrem Unternehmen gesteigert werden kann, kontaktieren Sie uns gerne! Wir bieten zudem die Möglichkeit, Ihre BGF-Maßnahmen durch unser vivalue-Siegel beispielsweise für das interne und externe Marketing Ihres Unternehmens zu zertifizieren. Dazu evaluieren wir Ihre Maßnahmen, um z.B. die Zufriedenheit der Teilnehmenden zu ermitteln und Verbesserungspotenziale abzuleiten.

Quellen:

Ludwig, S., Starker, A., Hermann, S. et al. Inanspruchnahme von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung in Deutschland – Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/2015-EHIS). Bundesgesundheitsbl 63,1491–1501 (2020). https://doi.org/10.1007/s00103-020-03239-z

Beck, D.; Lenhardt, U. Betriebliche Gesundheitsförderung in Deutschland: Verbreitung und Inanspruchnahme. Ergebnisse der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen 2006 und 2012. Gesundheitswesen 78(01), 56-62 (2016). DOI: 10.1055/s-0034-1387744

Hollederer, A. (2021). Betriebliche Gesundheitsförderung in Deutschland für alle? Ergebnisse der BIBB-/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018. Das Gesundheitswesen. https://doi.org/10.1055/a-1658-0125

BKK Dachverband e.V. Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung in der Europäischen Union (i.d.F. vom Januar 2007) Im Internet www.dnbgf.de/fileadmin/texte/Downloads/uploads/dokumente/2011/Luxemburger_Deklaration_09_11.pdf, abgerufen am 03.05.2022.

Reusch J, Lenhardt U, Kuhn J et al. Die Arbeitswelt von heute: Daten, Schwerpunkte, Trends. In: Schröder L, Urban H-J, Hrsg. Gute Arbeit: Profile prekärer Arbeit – Arbeitspolitik von unten. Ausgabe 2014. Frankfurt a.M.: Bund-Verlag; 2014; 349–384

Erfahren Sie mehr über uns in einem persönlichen Kennenlerngespräch!

    Image